Anna Chana Rechla Dortort

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Die Familie identifizierte sich sehr mit der Stadt Graz und nahm regen Anteil am kulturellen Angebot. Leo Dortort besuchte bereits als kleiner Bub regelmäßig Aufführungen in der Grazer Oper, im Stadttheater und im Ringtonkino (Joaneumring 22) mit seinen Eltern.

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Franz und Anna Dortort. Foto Privatbesitz Leo Dortort

Die religiöse Zugehörigkeit zum Judentum kam in vielen Facetten des alltäglichen Lebens der Familie zu tragen. Die Familie war Mitglied der IKG Graz und lebt den Jahresrhythmus und die Feste nach dem jüdischen Kalender. Die Kinder besuchten die jüdische Schule und der Haushalt wurde koscher geführt.

Die Koscherregeln wurden, wie in vielen jüdischen Familien zu Hause befolgt, nicht immer aber außer Haus:

„In Graz hatten wir vor dem Krieg einen koscheren Fleischhacker, Fischhandel und ein kleines Restaurant alles in einem. Die meisten Familien hatten zu Hause koscher gelebt, aber nicht außer Haus. Man konnte ja nicht immer in das kleine Restaurant gehen. Außerdem, wenn man sonntags aufs Land ging wo kann man da koscher essen? Man hatte sich angepasst. Zum Beispiel: Ich (Leo Dortort) war sehr mager. Der Arzt verordnete jeden Nachmittag, eine Schinkensemmel zu essen. Ich durfte sie essen, musste sie aber beim Fleischacker kaufen und dort konsumieren.“

Anna Chana Rechla Dortort

  • Geb. Körner, 15.03.1898 in Stryi, Galizien, war ebenfalls tlw. in Ungarn, hat dort ihren Mann in Budapest kennengelernt, miteinander ungarisch gesprochen, ist ihren Geschwistern nach Graz gefolgt.
  • Beruf: hat Modistin gelernt.
  • 1935-1937 eigene Konditorei in der Jakoministraße 10 (inzwischen gab es noch ein Regenschirmgeschäft Schor im selben Haus)
  • Heirat 1924 in Graz
  • Sammelwohnung ab 5.10.1938 in der Zweiglg.14
  • Todestag festgesetzt lt DÖW 12.10.1941 in Šabac/YU, nachdem Familie sich dem Kladovo Transport angeschlossen hat

Die Männer des Kladovo-Transportes wurden von einem Erschießungskommando der Wehrmacht am 12. und 13. Oktober 1941 ermordet, während die Frauen und Kinder Anfang 1941 von Šabac in das KZ Sajmište überstellt wurden. Dort wurde vermutlich auch Anna Rechla Dortort ermordet, denn im KZ Sajmište wurde bis Mai 1942 mehr als 7500 Juden – das waren überwiegend Frauen und Kinder – vergast.

(Siehe: Gabriele Anderl, Walter Manoschek, Gescheiterte Flucht. Der jüdische „Kladovo Transport auf dem Weg nach Palästina 1939-1942, S. 252; 275-276).

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Quellenangaben zu Familien Dortort, Körner, Prucker, Josefsberg
Zeitzeugeninterviews von Andrea Strutz mit Leo Dortort
Umfassende Recherchearbeiten von Dr.in Andrea Strutz, die sie dem Verein großzügig zur Verfügung stellte.
„Suddenly I was a Judenbua – Erinnerungen eines gebührtigen Grazers an Kindheit, „Anschluss“ 1938 und Vertreibung“, Historiscches Jahrbuch der Stadt Graz, Band 38/39, Andrea Strutz
döw
Yad Vashem
E-Mailkorrespondenz zwischen Leo Dortort und Kathrin Lauppert-Scholz, Verein für Gedenkkultur in Graz im Mai 2014
Bemerkung: Die Daten von Yad Vashem decken sich nicht immer mit den von uns erhobenen!

Jüdische Opfer



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Anna Chana Rechla Dortort

Jakoministraße 10