Helmut Bader

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Biografie erstellt im Rahmen des Projekts der Universität Graz: https://1585-tomorrow.uni-graz.at/de/#/category/Erinnerung/Vertriebene%20Studierende (Gerald Lamprecht, Marco Jandl) – Vielen Dank für die Verwendung der Texte und Bildmaterialien.

 

Helmut Bader wurde am 14. Juli 1915 in Graz geboren. Sein Vater war der angesehene Arzt Artur Bader (1877–1950). Die Mutter Sophie (1878–1976) stammte aus der bekannten Grazer jüdischen Familie Orowan. Nach der Matura am Akademischen Gymnasium in Graz 1933 studierte er zunächst an der Universität Wien Rechtswissenschaften und wechselte mit Sommersemester 1935 an die Universität Graz. In Wien hatte Bader der zionistischen Studentenverbindung Kadimah angehört. Mit dem Wechsel nach Graz wurde er Mitglied der Jüdisch-Akademischen Verbindung Charitas. Er promovierte in Graz im November 1937 zum Dr.iur. und arbeitete danach als Schriftführer am Bezirksgericht für Zivilrechtssachen in der Radetzkystraße. Bader setzte aber zugleich seine Studien an der Universität fort und besuchte im Wintersemester 1937/38 verschiedene Lehrveranstaltungen der Staatswissenschaften. Auch für das Sommersemester 1938 schrieb sich Bader in mehrere Lehrveranstaltungen ein.

Mit dem „Anschluss“ wurde Helmut Bader am Bezirksgericht sofort entlassen. Die Eltern, die ein Erholungsheim im Stiftingtal besaßen, wurden enteignet. Auch das Möbelhaus der Familie der Mutter Sophie wurde „arisiert“. Helmut Bader wurde als einer von rund 300 Grazer Juden im November 1938 ins KZ Dachau deportiert. Er wurde im Dezember mit der Auflage sofort auszuwandern wieder entlassen und konnte von Wien aus mit einem illegalen „Perl-Transport“ über die Donau und das Schwarze Meer nach Palästina fliehen. Nach sechswöchiger Fahrt kam er Anfang 1939 in Palästina an und arbeitete zunächst auf einer Hühnerfarm, dann im Straßenbau. Von April 1939 bis Anfang 1940 war er trotz seines „illegalen“ Status als Hilfspolizist der britischen Mandatsregierung tätig. Er meldete sich danach freiwillig für die britische Armee und diente in Palästina, Ägypten und war mit der Jewish Brigade beim Italienfeldzug dabei.

Sein Vater war zunächst noch als „Judenbehandler“ in Wien der Deportation entgangen. Er und seine Frau Sophie wurden jedoch 1942 nach Theresienstadt gebracht. Die beiden wurden im Februar 1945 mit insgesamt 1.200 Jüdinnen und Juden im Zuge eines Abkommens zwischen dem Schweizer Politiker Jean-Marie Musy und Heinrich Himmler mit einem Transport in die Schweiz gebracht. Helmuts Halbbruder, Erich Bruck, wurde 1942 in Belgrad von der Wehrmacht erschossen. Ein Großteil der Verwandtschaft väterlicherseits wurde in der Shoa ermordet.

Unmittelbar nach Kriegsende besuchte Helmut Bader im Mai 1945 als britischer Soldat das russisch besetzte Graz, danach war er noch in Deutschland, Belgien und Holland stationiert. Die wirtschaftliche Lage in Palästina und vor allem die Situation der Eltern in Graz veranlassten Helmut Bader 1947 mit Widerwillen nach Österreich zurückzukehren. Die ursprünglich gut situierten Eltern waren nach Enteignung, Entrechtung und Deportation völlig mittellos und der Vater gesundheitlich angeschlagen. Helmut Bader arbeitete in Graz zunächst als Dolmetscher für die britische Militärbehörde, danach als politischer Untersuchungsrichter und Landesgerichtsrat beim Landesgericht für Zivilrechtssachen.

Der Vater Artur verstarb im November 1950. Helmut Bader emigrierte schließlich 1953 mit seiner Frau Ruth und seiner Mutter in die USA, wohin mehrere Verwandte mütterlicherseits in der NS-Zeit geflohen waren. Die Familie ließ sich in Los Angeles nieder. Helmut Bader studierte an der University of Southern California (USC) und promovierte 1957 in Politikwissenschaften. Er stand nach Selbstaussage mit dem 1947 in die USA eingewanderten Kurt Schuschnigg in Kontakt. Bader lehrte als Professor für Politikwissenschaften an verschiedenen Colleges und Universitäten, zuletzt am El Camino College in Los Angeles, wo er 1980 emeritierte.

1988 kehrte Helmut Bader in die Steiermark zurück, wo er von der Universität Graz zusammen mit anderen Absolventen des Jahres 1938 ein goldenes Doktordiplom verliehen bekam. Helmut Bader starb am 1. März 2002 in Los Angeles. Im selben Jahr wurde das dokumentarische Filmporträt „No Kaddish Will Be Said“ über das Leben Baders veröffentlicht.

(M. J.)

ALTZIEBLER Agnes, Meine Heimat ist es nicht. Erinnerungen an eine Jugend in Graz. In: Unizeit 4/2000, 18–19.

ALTZIEBLER Georg, Keinen Kaddisch wird man sagen/No Kaddish will be said. Porträt des Grazer Juden Helmut Bader. Graz 2002.

KERNBAUER Alois, Der Nationalsozialismus im Mikrokosmos. Die Universität Graz 1938. Analyse – Dokumentation – Gedenkbuch. Graz 2019.

KUMAR Victoria, In Graz und andernorts. Lebenswege und Erinnerungen vertriebener Jüdinnen und Juden. Graz 2013.

SCHMIDT Elfriede, Interview mit Helmut Bader. In: 1938 … und was dann? Thaur 1988, 1–10.

SEEWANN Harald, J.A.V. Charitas Graz 1897–1938: die Geschichte einer jüdischen Studentenverbindung in Worten, Bildern und Dokumenten. Graz 2001.

 

 

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