Wolfgang Hepner

PDF ausdrucken

Biografie erstellt im Rahmen des Projekts der Universität Graz: https://1585-tomorrow.uni-graz.at/de/#/category/Erinnerung/Vertriebene%20Studierende (Gerald Lamprecht, Marco Jandl) – Vielen Dank für die Verwendung der Texte und Bildmaterialien.

Wolfgang Hepner wurde am 5. September 1916 in Leipzig geboren. Er besaß die polnische Staatsbürgerschaft mit der Heimatzuständigkeit in Butschatsch (heute Ukraine). Sein Vater Elias Hepner war als Kaufmann tätig. Wolfgang Hepner hatte drei Geschwister: Esther (Erna) Koppenheim, Recha Abeles und Zari (Sarah) Neumann. In Leipzig besuchte Hepner die Jüdische Volksschule in der Löhrstraße 7. Die Reifeprüfung legte Hepner am Erzherzog Karl Bundesrealgymnasium in Wien XXI. ab. Danach studierte er in Wien Physik, wobei er im Wintersemester 1937/38 an der Universität Graz inskribierte. Er besuchte Seminare von Erwin Schrödinger sowie eine Vorlesung über Korpuskularphysik. Auch hörte er bei Karl Brauner eine Vorlesung aus analytischer Geometrie und ein mathematisches Proseminar. Die Kontakte zu Erwin Schrödiger, die er in Graz knüpfte, halfen ihm noch maßgeblich auf seinem späteren Lebensweg.

Hepner meldete sich am 14. Jänner 1938 wohnhaft in Graz im Hotel Goldener Engel in der Schanzelgasse 16. Dort wohnte er zwei Monate, bis er sich am 17. März 1938 in der Heinrichstraße 103 anmeldete. Kurz nach dem 13. September 1938 dürfte Hepner Graz verlassen haben. Auf seiner Abmeldung beim Meldeamt gab er Leipzig als nächsten Zielort an. Ob er wirklich nach Leipzig flüchtete, ist ungewiss. Seine Spur findet sich wieder in der Schweiz, in die er 1938 aufgrund der rassistischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten floh. Am 30. Jänner 1939 setzte er seine Flucht nach England fort. Hier unterstützte ihn der deutsche Mathematiker, Physiker und Nobelpreisträger Max Born, der 1933 aus Deutschland nach England geflohen war.

Der deutsch-britische Physiker Rudolf Peierls, der in Birmingham lehrte, wurde auf Hepner aufmerksam, da dieser bei Schrödinger und Born studierte. Peierls suchte 1940 in Birmingham nach einem wissenschaftlichen Assistenten. Vorerst wollte er Klaus Fuchs zu sich holen, es war jedoch unklar, wann dieser nach England kommen konnte. Dadurch schlug er der Universität die Anstellung Hepners als seinen Assistenten vor.

Die Universität Birmingham verwehrte jedoch zunächst Unterstützungsgelder und wollte keine weiteren ausländischen Studierenden aufnehmen. Peierls argumentierte, dass er keinen geeigneten Assistenten mit britischer Staatsbürgerschaft fände. Letztlich akzeptierte die Universität Peierls Ansuchen und Hepner kam im Oktober 1940 nach Birmingham. Peierls bezahlte ihm ein Pfund, acht Schilling und zehn Cent pro Woche für seine Arbeit. Hepner konnte seinen PhD in Birmingham abschließen und sah sich anschließend für eine Stelle als Physiker in der Industrie um.

Am 17. Jänner 1940 schrieb Hepner einen Brief an Erwin Schrödinger. Das Briefpapier trägt die Aufschrift des „Department of natural philosophy“ der Universität in Birmingham. In dem Brief berichtete Hepner, dass er sich nicht gut fühle und eine Grippe habe. Weiters schrieb er über Inhalte von „Pauli’s paper“ und seine physikalischen und mathematischen Überlegungen dazu. Vermutlich handelt es sich hier um eine Theorie vom österreichischen Physiker Wolfgang Ernst Pauli zur Raumkrümmung, zu der Hepner seine Überlegungen und Berechnungen mit Schrödinger teilte. Gegen Ende des Briefes berichtete Hepner, dass er zwei Vorträge in der kommenden Woche halten werde und wünscht auch der Frau von Schrödinger beste Grüße.

Hepner erhielt 1941 eine Einladung nach Dublin zu kommen, wo Erwin Schrödinger nach seiner Flucht aus Graz am „Dublin Institute of Advanced Studies“ arbeitete. Es ist unklar, ob Hepner die Einladung wirklich angenommen hat und nach Irland ging.

Über das weitere Leben Hepners ist bislang nichts bekannt. Er verstarb am 6. Dezember 2003 im Alter von 87 Jahren in London.

(Wanda Deutsch)

HOLFTER Gisela/DICKEL Horst, An Irish Sanctuary: German-speaking Refugees in Ireland 1933–1945. 2016.

KERNBAUER Alois, Der Nationalsozialismus im Mikrokosmos. Die Universität Graz 1938. Analyse – Dokumentation – Gedenkbuch. Graz 2019.

KOWALZIK Barbara, Jüdisches Erwerbsleben in der inneren Nordvorstadt Leipzigs 1900-1933. Leipzig 1999.

Jüdische Opfer



VERBUNDENE GEDENKSTEINE

Gisela Kaufmann
Franz (Francis) Schehl
Konstantin Radaković
Georg Hendel
Elly (Ellen) Witrofsky
Josef Markus
Kurt Kasner
Isak Hirsch
Gerhard Haushalter
Berthold Fleissig
Helmut Bader

Wolfgang Hepner

Universität Graz. Altes Physik-Institut