Die Familie identifizierte sich sehr mit der Stadt Graz und nahm regen Anteil am kulturellen Angebot. Leo Dortort besuchte bereits als kleiner Bub regelmäßig Aufführungen in der Grazer Oper, im Stadttheater und im Ringtonkino (Joaneumring 22) mit seinen Eltern.
Die religiöse Zugehörigkeit zum Judentum kam in vielen Facetten des alltäglichen Lebens der Familie zu tragen. Die Familie war Mitglied der IKG Graz und lebt den Jahresrhythmus und die Feste nach dem jüdischen Kalender. Die Kinder besuchten die jüdische Schule und der Haushalt wurde koscher geführt.
Die Koscherregeln wurden, wie in vielen jüdischen Familien zu Hause befolgt, nicht immer aber außer Haus:
„In Graz hatten wir vor dem Krieg einen koscheren Fleischhacker, Fischhandel und ein kleines Restaurant alles in einem. Die meisten Familien hatten zu Hause koscher gelebt, aber nicht außer Haus. Man konnte ja nicht immer in das kleine Restaurant gehen. Außerdem, wenn man sonntags aufs Land ging wo kann man da koscher essen? Man hatte sich angepasst. Zum Beispiel: Ich (Leo Dortort) war sehr mager. Der Arzt verordnete jeden Nachmittag, eine Schinkensemmel zu essen. Ich durfte sie essen, musste sie aber beim Fleischacker kaufen und dort konsumieren.“
Franz Haim Dortort
- Geb. 26.03.1897 in Boryslaw in Galizien
- in Ungarn aufgewachsen
- in den 20er Jahren nach Graz gekommen.
Franz Haim Dortort und Anna Channa lernten sich in Budapest kennen. Franz Chaim arbeitete nach Abschluss seiner Lehre zum Schriftsetzer noch für einige Zeit als Schriftsetzer in Bratislava, zog dann zu seiner zukünftigen Frau nach Graz.
Im Februar 1929, wenige Monate nach Leos Geburt übersiedelte die Familie in den 1. Stock der Jakoministr. 10. Im Erdgeschoß dieses Hauses waren mehrere Geschäftslokale untergebracht und zwar ein Hutgeschäft, in dem Anna Dortort von 1922 bis zur Geburt ihrer Kinder als gelernte Modistin tätig war bzw. ein Kurzwarengeschäft, in dem Franz Dortort Geschäftsführer war.
- 12.3.1939 illegale Flucht nach Jugoslawien
- Klavodotransport
- ermordet 12.10.1941 Šabac.
- Todestag festgesetzt lt DÖW 12.10.1941 in Sabac/YU.
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Quellenangaben zu Familien Dortort, Körner, Prucker, Josefsberg
Zeitzeugeninterviews von Andrea Strutz mit Leo Dortort
Umfassende Recherchearbeiten von Dr.in Andrea Strutz, die sie dem Verein großzügig zur Verfügung stellte.
„Suddenly I was a Judenbua – Erinnerungen eines gebührtigen Grazers an Kindheit, „Anschluss“ 1938 und Vertreibung“, Historiscches Jahrbuch der Stadt Graz, Band 38/39, Andrea Strutz
döw
Yad Vashem
E-Mailkorrespondenz zwischen Leo Dortort und Kathrin Lauppert-Scholz, Verein für Gedenkkultur in Graz im Mai 2014
Bemerkung: Die Daten von Yad Vashem decken sich nicht immer mit den von uns erhobenen!