Ernst „David“ Düdner

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Geburt Ernst Düdner: 12. Juni 1919 in Graz
Juli 1938: Isak Düdner befindet sich in „Schutzhaft“
17. November 1938: „Arisierung“ der Liegenschaften Griesgasse 26 und 28
Jahr 1939: Unfreiwilliger Umzug der Familie nach Wien
Herbst 1939 bis Sommer 1940: Ernst Düdner auf der Flucht in Belgien und Frankreich. Er gilt seitdem als verschollen

Die Familie Düdner, bestehend aus den Eltern Isak und Sara Düdner und ihren Söhnen Ernst und Edgar, lebte seit dem März 1927 in der Griesgasse 23/II. Im Dezember 1936 zog man in das Zinshaus Griesgasse 28/I um, ein Zinshaus im Besitz von Hedwig Düdner, Ernsts Großmutter.

Haus Griesgasse 28 Quelle: oeversee.at/cms/¬schulgeschichte/-chronik/situation-juedischer-schueler

Haus Griesgasse 28
Quelle: oeversee.at/cms/¬schulgeschichte/-chronik/situation-juedischer-schueler

Vater Isak Düdner war Kaufmann und betrieb ein Altwarengeschäft, das mit Rohprodukten und Metallen handelte. Die Geschäftsfiliale dürfte sich ebenfalls in der Griesgasse befunden haben. Ernst und sein jüngerer Bruder Edgar besuchten Ende der 1920er Jahre die jüdische Volksschule und gingen danach beide ins Oeverseegymnasium.

Ernst, der sich gerne „David“ nannte, betätigte sich beim Zionistischen Jugendbund, wo unter anderem gerne Wanderungen auf die Rannach unternommen wurden, und träumte von der Emigration nach Eretz Israel. Mitte der dreißiger Jahre brach er die Schule ab und war danach Lehrling bei der Andritzer Maschinenfabrik. Damit hoffte er besser auf die Bedingungen in Palästina vorbereitet zu sein. Noch im Jänner 1938 erhielt Ernst die Erlaubnis vom Landesschulrat, im Herbst zur Externisten-Reifeprüfung antreten zu dürfen – dazu sollte es jedoch nicht mehr kommen.

Die Situation für die Familie änderte sich schlagartig mit dem „Anschluss“ im März 1938: Im Mai 1938 wurde Großmutter Hedwig Düdner die Leitung ihres Geschäfts untersagt, das anschließend zwangsliquidiert wurde, im Juli 1938 wurde Bruder Edgar nach der sechsten Klasse der Schule verwiesen und Vater Isak wurde von den Nationalsozialisten in sog. „Schutzhaft“ genommen.

Schon seit Mai bereitete die Familie die Emigration vor, wozu eine Spedition mit dem Transport von Frachten von Graz nach Tel Aviv beauftragt worden war. Doch auch nach den „Arisierungen“ der Zinshäuser Griesgasse Nr. 26 und Nr. 28 im November 1938 konnte die Familie das Land nicht verlassen. Während die Eltern und Großmutter Hedwig bis Juni 1942 in Wien verbleiben sollten, bevor sie in den Osten deportiert und dort ermordet wurden, befanden sich Ernst und sein jüngerer Bruder ab dem Herbst 1939 auf der Flucht.

Ernst und Edgar hielten sich eine zeitlang in Belgien auf, später tauchte Edgar in Frankreich unter. Zu diesem Zeitpunkt verlieren sich die Spuren von Ernst Düdner, der seitdem als verschollen gilt. Es muss angenommen werden, dass er seinen Häschern in die Hände fiel und anschließend ermordet wurde.

Sein jüngerer Bruder Edgar floh ins besetzte Südfrankreich, wo er im Herbst 1940 von Organen der Vichy-Regierung ins Internierungslager Septfonds gebracht wurde. Über Drancy wurde er im August 1942 nach Auschwitz deportiert, wo Edgar Düdner im September 1942 ankam. Er hat Auschwitz nicht überlebt.

Stolpersteine für die Familie Düdner, verlegt am 16. August 2016 Foto: J.J. Kucek

Stolpersteine für die Familie Düdner, verlegt am 16. August 2016
Foto: J.J. Kucek

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