Toni Hackl wurde am 15. Februar 1911, zwei Jahre nach seinem Bruder Josef, geboren.
Die Familie Hackl lebte hier in Andritz, einer stark industrialisierten Gemeinde vor den Toren der Stadt Graz. Andritz war damals eine Arbeitergegend, eine Hochburg von Sozialdemokraten und Kommunisten.
Ein Jahr nach Tonis Geburt starb sein Vater, ein Werkmeister in der naheliegenden Papierfabrik. Die Mutter stand mit fünf Kindern da und fand in Martin Friedl einen neuen Lebensgefährten, der ihren Kindern ein liebevoller Vater war. Es wurden noch weitere fünf Kinder geboren, die allesamt hier in der Lindengasse 7 in einer Keller-„Wohnung“ leben mussten, die aus einem einzigen großen Raum bestand.
Toni musste nach der Schule in der Lederfabrik von sieben bis zwölf und von halb zwei bis sechs Uhr abends schwer arbeiten: die schweren und nassen Häute mussten aus den Gerbgruben gezogen werden.
Josef Hackl, Tonis Bruder, war ein Radikaler, war zuerst Mitglied der Sozialistischen Jugend und wechselte dann zu den Kommunisten. Aufgrund seiner Teilnahme am Schutzbund-Aufstand, am 12. Februar 1934, wurde er zu sechzig Tagen Gefängnis verurteilt.
Toni Hackl war auch bei der Sozialistischen Arbeiterjugend tätig. Sein Bruder ging 1937 nach Spanien, um die Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg zu unterstützen. Toni folgte ihm zwei Monate später nach, fuhr über Basel nach Paris, dort befand sich das Anwerbungsbüro der Internationalen Brigaden. Toni war wie sein Bruder Josef im „Ernst-Thälmann-Bataillon“ im Fronteinsatz in der Nähe von Madrid. Nach Francos Sieg wurden beide Brüder im Auffanglager St. Cyprien, danach im Lager Gurs und schließlich in die Festung Mont-Louis in den Pyrenäen interniert. Insgesamt waren die Hackl-Brüder siebenundzwanzig Monate unter teilweise katastrophalen Umständen in französischer Gefangenschaft.
Am 1.Mai 1941 trieb man sie zum Bahnhof, verlud sie in Viehwaggons und verfrachtete sie direkt ins KZ Dachau. Der Grazer Karl Rüstl, der auf dem gleichen Weg nach Dachau kam, erinnert sich: „ Während der Fahrt nach Dachau hat uns in München die glorreiche Münchner Polizei mit Gummiwürsten über die Gleise gehetzt, wie die Kaninchen. Unter Prügel sind wir auch ins Lager Dachau eingezogen.“
Toni Hackl kam im KZ Dachau zuerst in die Gärtnerei und arbeitete dann bis zum Schluss in der Kantine.
Mehr exakte Informationen über Toni Hackl haben wir bis zum Tag, an dem ihn vor dem Dachauer Rathaus eine Kugel in die Brust traf, nicht. Wahrscheinlich wurden beide Hackl-Brüder, wie viele andere Häftlinge des KZ`s Dachau in Nordhausen im Harz, in der Flugzeug- und Raketenproduktion der Nazis eingesetzt.
Am 28. April 1945 – also wenige Tage vor der Befreiung – so erzählt Josef Hackl – rückte er mit einem Arbeitskommando aus dem dortigen Lager aus. „Als wir am Schlagbaum vorbeikamen, dachte ich, mich trifft der Schlag: Ich hab den Toni gehört, er hat nach mir geschrien. Ich hab so geschwankt, sodass mich ein Kamerad halten musste. Ich hab gerufen: Der Toni ist gefallen. Es war genau der Tag und die Stunde, wo er erschossen wurde.“
Das war das schreckliche Ende eines aufrechten Menschen aus Graz, der sein Leben für die Befreiung Spaniens und Österreichs eingesetzt hat und von den Nazis einige Stunden vor der Befreiung erschossen wurde!
Quellen:
Holzschaider, Hans: „Die Sechs vom Rathausplatz“ – Süddeutscher Verlag GmbH, München, 1982
Harkam, Maria: Nichte von Toni Hackl
Scholz, Antony