Herbert von Hoffinger

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HIER WOHNTE
HERBERT
VON HOFFINGER

JG. 1890
VERHAFTET 1.9.1939
‚SCHUTZHAFT‘
BUCHENWALD
ENTLASSEN 1940

 
Der Verein für Gedenkkultur sieht es als seine zentrale Aufgabe an, dass mit dem Projekt „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig an das Schicksal jener Menschen erinnert wird, die im Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, vertrieben und schlimmstenfalls ermordet wurden.[1]

Die Gründe für diese Verfolgung sind perfide und die Auswirkungen können verschiedenster Natur sein. Wenig beachtet und bislang in Forschung und im Gedenken unterrepräsentiert waren Menschen die aufgrund von unorganisierten, oppositionellen Handlungen und Protestverhalten in die menschenverachtende Maschinerie des Nationalsozialismus und ihrer Schergen geraten waren. Passive Resistenz, Nonkonformismus, soziales Protestverhalten reichten aus um in „Schutzhaft“ genommen oder vor einem NS-Gericht angeklagt und verurteilt zu werden. Diese Form des Protests – des zivilen Ungehorsams – ist als passiver, nichtorganisierter Widerstand einzelner Menschen oder größerer Menschengruppen, die Aufforderungen, Anweisungen oder Befehlen des NS-Regimes und ihrer Repräsentanten nicht folgten, zu werten. Zehntausende Verfahren vor dem Volksgerichtshof, den Oberlandes- und Sondergerichten behandelten „Vergehen“ gegen Landes-, Hochverrat, Vergehen gegen das Rundfunkgesetz oder Wirtschaftsverordnungen.[2] Auch das sogenannte „Heimtückegesetz“ sorgte dafür, dass abwertende Äußerungen, Verbreitung von regimekritischen Gerüchten oder Witzen, Beleidigung von NS-Funktionären, prokommunistische bzw. prokatholische Äußerungen, Singen verbotener Lieder, Verweigerung des Deutschen Grußes oder von Spenden, teils mit drastischen Strafen, bis hin zu Todesurteilen geahndet wurden.[3] Diese Tatbestände spiegeln in gewisser Weise die Stimmung in einem kritischen Teil der Bevölkerung wider und waren oft spontaner Ausdruck gegen das NS-Regime.[4] Ein weiteres wichtiges Instrument zur Festigung der NS-Herrschaft war die sogenannte „Schutzhaft“, eine sicherheitspolizeiliche Repressivmaßnahme, die keinerlei richterlicher oder rechtsstaatlicher Kontrolle unterlag und eine zeitlich unbegrenzte Inhaftierung verdächtiger oder missliebiger Personen, aufgrund „volks- und staatsfeindlicher Bestrebungen“, erlaubte.[5]

Herbert von Hoffingers NS-Verfolgungsgeschichte, die in einer über einjährigen Haftstrafe im KZ Buchenwald mündete, kann als Beispiel eines passiven, spontanen Widerstandes gewertet werden. Hoffinger stammt aus einem legitimistisch-katholischen Milieu und seine Lebensgeschichte, die nachfolgend kurz vorgestellt wird, ist geprägt von zahlreichen skurril-tragischen Verwicklungen und Anekdoten.[6]

 

 

Die Familie Hoffinger ‒ Eine nobilierte Beamten- und Offiziersdynastie

Herbert von Hoffingers Familie stammt aus dem großbürgerlichen Milieu Wiens. Sie ist eine jener Bürger- und Beamtenfamilien, die aufgrund außerordentlicher Leistungen Mitte des 19. Jahrhunderts in den Adelstand erhoben wurden.[7]

Feldmarschallleutnant Rudolf Ritter von Hoffinger https://www.flickr.com/photos/josefnovak33/10441508034/

Feldmarschallleutnant
Rudolf Ritter von Hoffinger
Quelle: flickr.com

Die Ursprünge der Familie Hoffinger liegen in Südosteuropa, in der historischen Region Banat, die heute zwischen Rumänien, Serbien und Ungarn aufgeteilt ist. Als „Stammvater“ der Familie kann Johann Hoffinger (1756-1792) gelten, der im 18. Jahrhundert zunächst als Physikus in Zalatna (Rumänien) und später als erster k.k. Berg- und Kameralarzt in Schemnitz (Ungarn) tätig war. Aus seiner Ehe mit Katharina, geb. Edle von Hölzl, Tochter eines k.k. Hofrates und Kabinetts-Sekretär der Kaiserin Maria-Theresia, entstammen fünf Kinder. Ihr Sohn Carl von Hoffinger (1783-1863) war Beamter und k.k. niederösterr. Regierungsrat. Er erhält 1840 das Prädikat „Edler von Hoffinger“ und wurde 1858 in den Ritterstand erhoben. Unter seinen fünf Kindern tat sich Rudolf v. Hoffinger (geb. 1830) als k.u.k. Feldmarschallleutnant hervor. Dieser starb hochdekoriert am 24.12.1900 in seinem Haus in der Grazer Körblergasse 1. Mit seiner Frau Harriet, geb. David, die Tochter des königlich-dänischen Finanzministers und Direktors der dänischen Nationalbank, hatte er einen Sohn. Maximilian (Max) von Hoffinger, der in Graz aufwuchs und zur Schule ging, war ein Diplomat ersten Ranges. Im Jahr 1914 mit Kriegsbeginn als zweiter Gesandter in St. Petersburg kurzzeitig inhaftiert, war Max Hoffinger (1884-1953) in der Ersten Republik in die Verhandlungen rund um die Kärntner Volksabstimmung im Jahr 1920 involviert und in der Zwischenkriegszeit Botschafter in Jugoslawien und Polen, sowie Gesandter in der Schweiz.[8]  Als Leiter der „Deutschland-Abteilung“ im Wiener Außenministerium wurde Hoffinger im März 1938 als einer der Ersten vom Einmarsch deutscher Truppen telefonisch informiert.[9]

Ministerialsekretär Johann Ritter von Hoffinger ÖNB/Inventarnummer PORT_00078779_01

Ministerialsekretär
Johann Ritter von Hoffinger
Quelle: ÖNB/Inventarnummer PORT_00078779_01

Carl v. Hoffingers zweiter Sohn und der Großvater von Herbert v. Hoffinger, Johann v. Hoffinger (1825 bis 1879) wurde im Benediktinerstift Kremsmünster erzogen und studierte in Wien. 1845 promovierte er zum Dr. phil., 1859 zum Dr. jur. Er arbeitete im Staatsdienst als Ministerialsekretär im Polizeiministerium, ab 1848 betätigte er sich auch als Publizist. Von 1860 bis 1864 gab er die „Allgemeine Literaturzeitung“ heraus und trat in erster Linie für eine katholische Literatur und Wissenschaft ein. Verheiratet war er mit seiner Cousine Anna Hoffmann, der Erbin des Schlosses und der Herrschaft Altmannsdorf.[10]

Gerichtsadjunkt Johann Ritter von Hoffinger http://www.artnet.com/artists/wenzel-vaclav-schranil/bildnis-des-gerichtsadjutanten-johann-baptist-von-RUOOJndThIMNvMWSEJCHmw2

Gerichtsadjunkt
Johann Ritter von Hoffinger
Quelle: artnet.com

Herbert v. Hoffingers Vater Johann v. Hoffinger (1852-1892) hatte zwei Schwestern (Anna und Marie) und mit Carl v. Hoffinger (1854-1926) einen Bruder, der eine militärische Karriere anstrebte und es bis zum k.u.k. Oberstleutnant brachte. Er selbst schlug eine Karriere als Beamter ein und war bis zu seinem frühen Tod als Landesgerichts-Adjunkt in Wien tätig.[11] Herbert von Hoffingers Mutter Amalie v. Hoffinger (1867-1949) war die Tochter des k.k. Baurates Theodor Lindauer und Anna, geb. Edle von Hilleprandt. Her(i)bert v. Hoffinger wurde am 2. April 1890 in Wien geboren.[12] Nach dem frühen Tod seines Vaters übersiedelte die kleine Familie nach Graz und war hier ab dem 1. Mai 1900 in einer großbürgerlichen Wohnung in der Humboldtstraße 14 gemeldet.[13] Über die Gründe für diesen Schritt kann nur spekuliert werden. Eine Rolle spielte vielleicht, dass der Großonkel von Herbert v. Hoffinger, Feldmarschallleutnant Rudolf v. Hoffinger, in Graz, unweit der Humboldtstraße residierte.

Über die Kindheit und Schulzeit Herbert von Hoffingers ist wenig bekannt, seine Mutter Amalie (Maltschi) dürfte eine überaus resolute und starke Persönlichkeit gewesen sein und spielte in seinem Leben eine große Rolle. Sie erzog ihren Sohn im Geiste einer katholisch-patriotischer Gesinnung. Bis zu ihrem Tod im Jahre 1949 wohnten sie zusammen in der Humboldtstraße.[14]

Amalie v. Hoffinger engagierte sich in der Armenpflege und Kinderfürsorge. Im Jahr 1913 übernahm sie die Leitung dieser Sektion im „Verein für Kinderbewahr- und Krippenanstalten“.[15]

Herbert v. Hoffinger strebte nach seiner Schulzeit, wie sein Onkel und Großonkel, eine militärische Kariere an. Er besuchte die Theresianische Militärakademie bei Wiener Neustadt und trat nach Abschluss der Ausbildung dem dort stationierten k.u.k. Ulanenregiment „Kaiser“ Nr. 4 als Leutnant bei.[16] Die k.u.k. Ulanen bildeten neben den Dragonern und Husaren zwischen 1867 und 1918 die Kavallerie der österreichisch-ungarischen Monarchie. Traditionsgemäß rekrutierten sich die Ulanen zum größten Prozentsatz aus dem Königreich Galizien und dem Königreich Lodomerien. Die Regimenter waren, mit wenigen Ausnahmen, alle dort stationiert. Das Regiment Nr. 4 bezog ab 1912 ihre Friedensgarnision in Wiener Neustadt setzte sich vor Kriegsbeginn im Jahr 1914 aus nachfolgenden Nationalitäten zusammen: 65 % Ruthenen – 29 % Polen – 6 % Verschiede. Die Regimentssprachen waren Ukrainisch und Polnisch.

Oberleutnant Herbert Ritter von Hoffinger Quelle: Sammlung Kubinzky Graz

Oberleutnant
Herbert Ritter von Hoffinger
Quelle: Sammlung Kubinzky Graz

Herbert von Hoffinger wurde rasch nach Kriegsbeginn im September 1914 zum Oberleutnant befördert und an der „Ostfront“ eingesetzt.[17] Über seine dortigen Kriegseinsätze wird später in heiteren Anekdoten berichtet. So vertraute er weiterhin auf sein Pferd, obwohl es auf einer Seite taub war. Für ein Kavalleriepferd im Kampfeinsatz wohl keine gute Voraussetzung. Eine Anekdote berichtet von einem Späheinsatz Hoffingers hinter der Front. Als er auf einem Kirchturm nach den gegnerischen Truppen Ausschau hielt, wurde eben diese Kirche besetzt. Hoffinger versteckte sich unentdeckt längere Zeit im Kirchturm bis zum Abzug der russischen Verbände. Hoffinger erhielt am 23. Mai 1916 eine kaiserliche Belobigung und wurde, vermutlich nach einer Verwundung, zum 51. Geb.Brig.Kmdo. versetzt. In späteren Jahren litt Hoffinger auch an unkontrolliertem „Beinzittern“, ein Leiden, dass sich vermutlich auf seinen Kriegseinsatz zurückführen lässt. Im Jahr 1916 zeichnete Herbert von Hoffinger eine Kriegsanleihe im Umfang von 10.000 Kronen.[18]

György Bay Ludány ét Csoma https://www.geni.com/people/Gy%C3%B6rgy-Bay-Lud%C3%A1ny-%C3%A9t-Csoma/6000000014242766266

György Bay Ludány ét Csoma
Quelle: geni.com

Nach Kriegsende wird Herbert von Hoffinger als k.u.k. Rittmeister abgemustert und er kehrt nach Graz zurück. Hier studierte er an der Grazer Universität Jus und er schloss dieses Studium am 13.12.1924 mit seiner Promotion zum Dr. jur. ab. Herbert von Hoffinger bewegt sich in der Zwischenkriegszeit im großbürgerlichen, oft kaisertreuen Milieu. In den frühen 1920er Jahren verweilt er nach einer Einladung in Ungarn und lernt Gabriele Bay Ludány ét Csoma (1895-1978), die Tochter des k.u.k. Kämmerers György Bay Ludány ét Csoma (1864-1929) und Pálma von Kende (1873-1968), kennen. Im anschließenden Briefverkehr zwischen den beiden schrieb „Gaby“, dass sie bald heiraten würde. Vermutlich aus Höflichkeit, so die Legende, soll Hoffinger als Antwort sein Bedauern ausgedrückt und seinerseits sein Interesse an einer Heirat bekundet haben. Gabriele Bay Ludány ét Csoma nahm ihn beim Wort und Herbert von Hoffinger bekam eine Frau. Die Ehe wurde als unglücklich bezeichnet und Gabriele v. Hoffinger trennte sich nach einigen Jahren von ihrem Ehemann und ging zusammen mit ihrer 1922 geborenen Tochter Ilona (1922-2006) zurück nach Budapest.[19]

Ilona Hoffinger, verh. Náray-Szabó https://www.myheritage.com/names/ilona_n%C3%A1ray-szab%C3%B3

Ilona Hoffinger,
verh. Náray-Szabó
Quelle: myheritage.com

Herbert von Hoffinger arbeitete nach seiner Ausbildung als Rechtskonsulent in der 1838 in Triest gegründeten k. k. priv. Riunione Adriatica di Sicurtà (RAS) Versicherung, die am Bismarckplatz 3 (heute: Am Eisernen Tor) ansässig war. Seiner politischen Gesinnung folgend kann Hoffinger als habsburgtreuer Monarchist (Legitimist) bezeichnet werden. Hoffinger ist politisch aktiv und Mitglied der Grazer Ortsgruppe der „Schwarzgelben“ Legitimisten.[20]

Der ehemalige Oberst Gustav Wolff gründete 1920 die Partei aller schwarz-gelber Legitimisten (SGL), die später unter dem Namen Kaisertreue Volkspartei auftrat, und nach ihrem streitbaren Gründer auch Wolff-Verband genannt wurde. Bei der Nationalratswahl 1923 erhielt die Partei allerdings nur wenige Stimmen.[21]

Die Legitimisten erkennen einzig die Monarchie als legitime (rechtmäßige) Herrschaftsform an und beharren auf die Unabsetzbarkeit des Herrscherhauses Habsburg. Herbert v. Hoffinger war auch als Bbr. Bert Mitglied des legitimistischen Corps DANUBIA, dessen Senior er 1931 wurde.[22] Im Jahr 1937 gründete Herbert v. Hoffinger mit Gleichgesinnten die Katholische Österreichische Landsmannschaft (K.Ö.L.) Ferdinandea und trat aus diesem Grund aus der Danubia aus.[23]

Die Position der Legitimisten war weder mit der Republik vereinbar, noch mit der nationalsozialistischen Diktatur 1938–45. Während der NS-Zeit wurden bekennende Legitimisten von den Nationalsozialisten verfolgt, da sie Otto von Habsburg als ihr rechtmäßiges Staatsoberhaupt betrachteten und den Führereid verweigerten. Es wurden zirka 4.500 Legitimisten und ihnen nahestehende Personen verhaftet und in Konzentrationslager verbracht. Noch während des Zweiten Weltkriegs spielte diese Gruppe eine erhebliche Rolle im Widerstand und im Exil.[24]

Herbert Ritter von Hoffinger um 1930 Sammlung Kubinzky Graz

Herbert Ritter von Hoffinger um 1930
Quelle: Sammlung Kubinzky Graz

Auch Herbert v. Hoffinger wurde zu Kriegsbeginn, am Tag des Überfalls auf Polen am 1. September 1939, in Graz verhaftet und in „Schutzhaft“ genommen. Über die Gründe seiner Verhaftung existiert eine mündlich überlieferte Anekdote. So soll Amalie v. Hoffinger eine Spende für eine NS-Organisation lauthals verweigert haben. Im anschließenden Verfahren und Verhören soll sich Herbert v. Hoffinger bereit erklärt haben, für die „Tat“ seiner betagten Mutter die Verantwortung zu übernehmen.

Die „Schutzhaft“ war eines der schlagkräftigsten Instrumente des NS-Regimes zur Bekämpfung seiner Gegner. Mit Hilfe der „Schutzhaft“ schuf sich die Geheime Staatspolizei (Gestapo) einen von jeder rechtsstaatlichen Bindung gelösten Raum staatlicher Willkür. Die Gestapo konnte ohne Gerichtsverhandlung und Berufungsmöglichkeit Menschen wegen „volks- und staatsfeindlicher Bestrebungen“ willkürlich verhaften und die Haftdauer selbst bestimmen. Die Schutzhaft wurde meist in einem KZ verbüßt.[25] Herbert von Hoffinger wurde am 10. September 1939 in das KZ Buchenwald[26] bei Weimar eingeliefert.[27]

Hoffinger wurde unter der Häftlingsnummer 5885 registriert und dem Arbeitskommando „Gärtnerei“ zugeteilt. Dort war er als habsburgtreuer Monarchist gegenüber der überwiegenden Mehrheit seiner Mithäftlinge ein Außenseiter. Sein Leben verdankte er einerseits seiner schönen Handschrift, mit der er die Tafeln der Pflanzen im KZ-Gemüsegarten beschrieb. Andererseits unterstützten ihn seine kommunistischen Mitgefangenen.[28]  Er wurde am 16. Oktober 1940 aufgrund einer schweren Erkrankung entlassen und durfte nach Graz zurückkehren.

Nach 1945 und der Befreiung konnte Herbert v. Hoffinger beruflich nicht mehr richtig Fuß fassen und arbeitete bis zu seiner Pensionierung in einer bescheidenen Position im Büro der Firma Odörfer, die in der Belgiergasse angesiedelt war. In seiner Pension studierte er noch Katholische Theologie. Das von ihn gewünschte Priesteramt konnte er auf Grund seiner Scheidung allerdings nicht ausüben.[29]

Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss sich Herbert v. Hoffinger erneut mit Freunden zusammen, um die Katholische Österreichische Landsmannschaft (K.Ö.L.) Ferdinandea zu reaktivieren. Hoffinger war ein engagiertes und hochgeehrtes Mitglied in dieser Grazer Studentenverbindung.[30]

Gepflegte Gesellschaft und Reisen waren ihm wichtig. Sein ganzes Leben blieb er den Grundwerten seiner humanistischen Ausbildung treu. Im Alter verließ er seine Wohnung in der großbürgerlichen Humboldtstraße und zog zu seiner Adoptivtochter Elfriede (Elfi), verh. Krois, an den Grazer Stadtrand, auf der Ries.[31] Herbert Ritter von Hoffinger starb am 9. November 1976 in Graz.

Recherche und Biografie: Heribert Macher-Kroisenbrunner, MA

Quellen:

[1] Verein für Gedenkkultur. Stolpersteine in Graz; http://www.stolpersteine-graz.at/verein/ [Abruf: 1.10.2020].

[2] Vgl. Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938‒1945, Wien 2008, hier S. 35ff.

[3] Ebda.

[4] Vgl. Johannes Schönner, Katholikinnen und Katholiken in Widerstand und Verfolgung, in: DÖW (Hg.), Opferschicksale. Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus. Jahrbuch 2013, S. 273‒282, hier S. 279ff.

[5] Die Schutzhaft wurde meist in einem KZ verbüßt. Vgl. Heimo Halbrainer/Gerald Lamprecht (Hgg.), Nationalsozialismus in der Steiermark: Opfer. Täter. Gegner, Innsbruck-Wien-Bozen 2015, S. 417.

[6] Besonderen Dank gilt Karl-Albrich Kubinzky, der nicht nur auf das Schicksal Hoffingers aufmerksam gemacht hat, sondern durch seine persönlichen Begegnungen mit Herbert von Hoffinger von vielen dieser Anekdoten zu berichten wusste und ein liebenswürdiges, überaus lebendiges Bild vom „Menschen Hoffinger“ zeichnete.

[7] Nachfolgende Ausführungen stammen aus: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 14. Teil, 1865, S. 479ff; Maria-Therese Arnbom, Heiratsverhalten des nobilierten Wiener Bürgertums im 19. Jahrhundert, in: Robert Hoffmann (HG.): Bürger zwischen Tradition und Modernität, Wien [u. a.] 1997; S. 151ff.; sowie dem Familienstammbau vom Urenkel von Herbert von Hoffingers auf geni.com.

[8] Maximilian von Hoffinger (* 12. April 1884 in Wien; † 8. Dezember 1953 in Bad Ischl), trat 1906 in den auswärtigen Dienst, 1919 Legationsrat, Geschäftsträger in Belgrad, 1925 Gesandter, 1928 Gesandter in Bern, 11. November 1932 in Warschau, 1. Jänner 1937 Leitung des Referates Deutschland.

[9] Aussage Max Hoffinger, in: Der Hochverratsprozeß gegen Dr. Guido Schmidt vor dem Wiener Volksgericht, Wien 1947, S. 139.

[10] 1892 wurde die Hoffingergasse in Wien nach Johann v. Hoffinger benannt. Eintrag zu Hoffinger Johann Bapt., in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 2, Wien 1959, S. 376.

[11] Zunächst war er dem Gerichtsbezirk Klosterneuburg, später dem Gerichtsbezirk Wien zugeteilt.

[12] In zahlreichen, späteren Dokumenten verliert sich das „i“ in Heribert v. Hoffingers Name.

[13] Meldeamt der Stadt Graz, Eintrag zu Heribert v. Hoffinger.

[14] Vgl. Karl-Albrecht v. Kubinzky, „Dem Glauben treu, dem Kaiser und dem Lande…, Dr. jur. Herbert Ritter von Hoffinger vlg. Dr. cer.Bert, in: Jochen Nussmüller/Paul Pergler (Hgg.), Idealisten wider den Zeitgeist. 70 Jahre K.Ö.L. Ferdinandea Graz, Graz 2007, S. 93.

[15] Grazer Tagblatt 23 Jg., Nr. 95 vom 8. April 1913.

[16] Der Regimentsinhaber war Kaiser Franz Joseph. Im Jahre 1915 wurden alle Ehrennamen ersatzlos gestrichen. Von da an hieß der Verband nur noch „k.u.k. Ulanenregiment Nr. 4“. Dies ließ sich jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch nicht durchsetzen.

[17] Grazer Volksblatt Nr. 462 vom 19. September 1914.

[18] Grazer Tagblatt 26 Jg., Nr. 327 vom 25. November 1916. Entspricht ungefähr 15.000 Euro nach heutiger Kaufkraft.

[19] Illona heiratet in Ungarn Andor Náray-Szabó (1904-1996). Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder. Ein Enkel Herbert v. Hoffingers starb im Janner 2020 in den USA.

[20] Die Schwarzgelben in der Steiermark, in: Arbeiterwille, 32. Jg, Nr. 281 vom 14.Oktober 1921.

[21] Eintrag zu Legitimismus, in: Austria-Forum; https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Legitimismus [Abruf: 2.10.2020].

[22] Vgl. Kubinzky, Herbert Ritter von Hoffinger 2007, S. 93.

[23] Solche Vorgänge finden sich in der Geschichte der kath. Landsmannschaften öfters. Die Gründung der K.Ö.L Ferdinandea fand am 30.5.1937 statt. Für diese weiterführenden Informationen dankt der Autor Herrn Jochen Nußmüller von der Ferdinandea Graz.

[24] Eintrag zu Legitimismus, in: Austria-Forum; https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Legitimismus [Abruf: 2.10.2020].

[25] Siehe hierzu Heimo Halbrainer/Gerald Lamprecht, Nationalsozialismus in der Steiermark. Opfer. Täter. Gegner, Innsbruck-Wien-Bozen 2015.

[26] Das KZ Buchenwald, amtlich KL Buchenwald, war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Es wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar als Haftstätte zur Zwangsarbeit betrieben. Insgesamt waren in diesem Zeitraum etwa 266.000 Menschen inhaftiert. Die Zahl der Todesopfer wird auf etwa 56.000 geschätzt. Siehe hierzu die Gedenkstätte Buchenwald; https://www.buchenwald.de/nc/896/ [Abruf: 2.10.2020].

[27] Die Akte Herbert Hoffinger über seine Zeit in Buchenwald ist im Arolsen Archives International Center on Nazi Persecution online zugänglich. Eintrag zu Herbert Hoffinger, Individuelle Häftlingsunterlagen/KL Buchenwald/01010503 oS.

[28] Zit. Kubinzky, Herbert Ritter von Hoffinger 2007, S. 93.

[29] Vgl. Ebda.

[30] Ebda.

[31] Ebda.

Weitere Opfer



Herbert von Hoffinger

Humboldtstraße 14