FRANZ KORB
JG. 1900
ZEUGE JEHOVAS
KRIEGSDIENST VERWEIGERT
TODESURTEIL 6.12.1939
HINGERICHTET 19.1.1940
BERLIN-PLÖTZENSEE
Franz Korb wurde am 16.November 19001 in Lamperstätten 16, St. Nikolai i. Sausal/Leibnitz geboren. Seine Eltern hießen Franz, geb. 06.06.1872 und Maria, geb. Landl am 27.09.1868 und hatten drei Jahre vor seiner Geburt geheiratet. Ob er Geschwister hatte, ist nicht bekannt. Von seinem Vater wird angegeben, dass er Grundbesitzer war.
Franz wurde noch am Tag seiner Geburt römisch katholisch getauft. War man sich vielleicht nicht sicher, ob er überlebt?
Über seine Kindheit und Jugend ist bislang nichts bekannt, er war offensichtlich auch nie verheiratet.
Im Taufbuch findet sich die Eintragung in lateinischer Sprache: „apostata“ und der Hinweis 27.7.1929, wodurch sein Kirchenaustritt dokumentiert wurde. Ob sein Austritt unmittelbar mit dem Kontakt zu den Bibelforschern wie Zeugen Jehovas damals noch genannt wurden zu tun hatte, lässt sich nur vermuten.
Franz Korb wohnte und arbeitete schließlich in Graz. Er war von Beruf Kutscher und ab 2.5.1936 war er zunächst in der Göstingerstraße 74, ab August 1938 dann in der Baiernstraße 14 bei Hahn gemeldet.
Am 11.2.1938 wurde er erstmalig verhaftet. Das passierte kurz vor dem Anschluss an Hitlerdeutschland. Er wurde wegen dem Delikt „Religionsstörung“ (wahrscheinlich wie bei anderen Zeugen Jehovas wegen Verbreitung von religiöser Literatur2) angeklagt und schließlich zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt, die er vom 9.6.1938 bis 9.8.1938 in der Grazer Karlau absitzen musste.
Im Herbst 1939 begann der 2.Weltkrieg. Der 39jährige Franz gehörte zu den ersten Grazer Zeugen Jehovas, die gleich zu Beginn einberufen wurden.
Olga Siak vermählt Haring aus Graz erinnerte sich an diesen Herbst 1939: „Für die Brüder kam die Zeit besonders tapfer zu sein. Und es war für viele gut alleinstehend geblieben zu sein, denn ohne Familie zu hinterlassen, war der Abschied leichter. Und so kam es dann im Herbst 1939, dass einer nach dem anderen zur Musterung einberufen, den Wehrdienst aus christlicher Überzeugung ablehnte und dann verhaftet wurde.3
Franz Korb verweigerte, wurde schließlich wie es bei Wehrdienstverweigerern üblich war, über Wien nach Berlin gebracht. Am 25.10.1939 wurde er wegen Wehrdienstverweigerung angeklagt und am 6.12.1939 vom Reichskriegsgericht in Berlin Moabit wegen Eidesverweigerung zum Tode verurteilt. Am 10.1.1940 erfolgte die Einlieferung in das Zuchthaus Berlin-Plötzensee, wo am 19.1.1940 die Hinrichtung durch Enthauptung erfolgte.
Wie ist Franz Korb in Erinnerung geblieben? Maria Endstrasser, die Frau von Karl Endstrasser, der nur wenige Tage vor Franz in Berlin hingerichtet wurde, erwähnt ihn als einen der treuen Glaubensbrüder, der ums Leben kam. Friedl Hack beschrieb ihn als einen kleinen Mann, (er war laut Gefangenkarteikarte Berlin-Plötzensee 1,53 m groß) und dass er bei Ausflügen dabei war. Es existiert ein Gruppenfoto, das Frauen und Männer aus Graz zeigt, die mit der Zeugen Jehovas Gruppe in Verbindung standen. Darauf wurde auch Franz Korb erkannt.
Recherche und Biografie: Heidi Gsell
Anmerkungen:
1 Geboren am 16.11.1900 laut Taufbuch, in den anderen Dokumenten wird der 16.2.1900 angegeben.
2 Karl Endstrasser, Amalia Pasternak, Maria Reiter wurden in den Jahren 1937/38 ebenfalls wegen Religionsstörung verurteilt.
3 Endstrasser Karl 10.9.1939 verhaftet, Korb Franz am 25.10.1939 angeklagt und am 6.12.1939 zum Tod verurteilt, Hart Rudolf am 8.12.1939 verhaftet, Haider Rupert im Februar 1940 verhaftet, Moser Johann am 1.6.1940 verhaftet.
Quellen:
Meldekartei
Buch der Urteile RKG
Gefangenenvermerkbuch der Justizanstalt Graz
Gefängniskarteikarte Berlin-Plötzensee
Taufbuch XI 1890 – 1902 – St. Nikolai im Sausal
https://matriken.graz-seckau.at/flashbook?id=16383¤tPage=164
Eltern: Trauungsbuch IX 1882 – 1912 – St. Nikolai im Sausal
https://matriken.graz-seckau.at/flashbook?id=3458¤tPage=73