Chane Beile Schkolnik

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Chane Beile, geb. Schreier (Szreier) (in manchen Dokumenten fälschlich „Anna“), verwitwete Diamand/Diamant; Vater: Elias Silber

und Aron Schkolnik, Kaufmann, Lagergasse 89, geb. 29.4.1879 in Lipkau / Libkov bei Chotin / Bessarabien / Rumänien, heute Ukraine

Chane Beile SCHKOLNIK, geb. Szreier wurde 18926 in Zagwozdz, Bezirk Stanislau, Galizien geboren und heiratete in erster Ehe am 2.2.1914 in Graz David Saul Diamand. Nachdem sie offenbar früh verwitwet war, heiratete sie am 18. Februar 1922 Aron Schkolnik, ebenfalls bereits verwitwet.

Chane Beile war das zweitälteste Kind von Sara Szreier recte Hönigsberg und Elias Silber und sie hatte neun Geschwister7.

Aron und Chane Beile wohnten in der Lagergasse 87 bzw. Lagergasse 89/I (möglicherweise einfach nur Hausnummer-Änderung).8

Chane Beile Schkolniks Vater war Elias Silber, für den und dessen Tochter Rosa mit Schwiegersohn bereits im Jahr 2014 Stolpersteine in Graz verlegt wurden. Rosa und Heinrich Engel konnten mit ihren Kindern Gerda und Avram nach Palästina flüchten, Elias Silber starb 1940 (ermordet vermutlich im KZ Buchenwald): http://www.stolpersteine-graz.at/stolpersteine/silber-elias.

Aron SCHKOLNIK (in der Familie auch „Adolf“ genannt) wurde 1879 in Lipkau bei Chotin1, Bessarabien (bei Czernowitz, heute Ukraine2) geboren und kam ca. 1919 nach Graz. Seine Eltern waren Scheindel Schmilowna und Itzig Jerichimowitsch Schkolnik.

Laut Meldezettel der Stadt Graz (im Stadtarchiv) wird er seit Juli 1919 in Graz als wohnhaft geführt, anfangs an verschiedenen Adressen (1919: Griesgasse 26, dann Jakominigasse 163 (vermutlich heute Conrad-von-Hoetzendorf-Straße), 1921 Rösselmühlgasse 50) und ab August 1921 in der Lagergasse 89.

Seine erste Ehefrau, Rebekka Schkolnik, geb. Wachs recte Barasch3, wurde am 22. August 1878 in Brody, Galizien geboren (ebenfalls heute Ukraine).

Rebekka („Regina“) und Aron heirateten am 17. August 1900 und hatten drei Kinder: Samuel (geb. 1901), Helene (1902), Grete (1904). Am 16.6.1921 ist Rebekka Schkolnik früh verstorben. Ihr Grab befindet sich am Grazer jüdischen Friedhof.

Aron Schkolnik führte mit seinem Sohn Samuel ein Warenhaus in der Elisabethinergasse 32 (Bezirk Lend): „A. Schkolnik & Sohn Textil- und Konfektionshandel“. Offenbar gab es noch mindestens eine Zweigstelle, denn in den „Arisierungsakten“ findet man einen Hinweis auf „Benedikt Storfer als Geschäftsleiter von A. Schkolniks Zweigstelle am „Linzerplatz“ (Stadt aber nicht genannt).4

Wie bei fast allen jüdischen Geschäften begann auch bei diesem Geschäft („Aron Schkolnik & Sohn“) fast unmittelbar nach dem sog „Anschluss“ die als „Arisierung“ bezeichnete Enteignung der Besitzer durch die nationalsozialistischen Machthaber bzw. Grazer Bürger, die sich diese „günstige“ Möglichkeit, zu Eigentum zu kommen, zunutze machten:

Am 2. Juni 1938 gab es seitens der NS-Behörden den Antrag auf Auflösung/Liquidierung, am 13. Juni 1938 wurde bereits ein „kommissarischer Verwalter“ bestellt. Das Grundstück der Familie: ein Haus mit Werkstatt und Wiesenflächen (Lagergasse 89) wurde ebenfalls enteignet (bzw. formalrechtlich „nach „Versteigerung“ „abgekauft“ durch Johann Bric, Reichsbahnpensionist, Graz, Lagergasse Nr. 89, vorher „Maschinführer“).

Noch im Jahr 1938 verliert sich die Spur von Frau Chane Beile und ihrem Ehemann Aron.

Ihre Familie weiß nur, dass sie möglicherweise nach Polen (oder eine andere Region im südöstlichen Europa) gegangen und beide sehr wahrscheinlich in Auschwitz ermordet worden sind; einzige Hinweise: Das letzte offizielle Dokument, das aus den Grazer Archiven ausfindig gemacht wurde, ist der Meldezettel mit der Abmeldung vom 27.7.1938. Nach dem Krieg wurden Aron und Chane Beile Schkolnik für tot erklärt.5

Wie auch bei Ihrem zweiten Ehemann Aron verliert sich 1938 die Spur von Chane Beile Schkolnik.

Ihre Familie weiß nur, dass sie möglicherweise nach Polen (oder eine andere Region im südöstlichen Europa) gegangen und beide sehr wahrscheinlich in Auschwitz ermordet worden sind; einzige Hinweise: Das letzte offizielle Dokument, das aus den Grazer Archiven ausfindig gemacht wurde, ist der Meldezettel mit der Ummeldung vom 29.8.1938 (immer noch Lagergasse 89, aber nun laut Meldezettel „ohne Gatten“) bzw. der Vermerk zur Abmeldung im März 1939 als „amtlich“. Nach dem Krieg wurden Aron und Chane Beile Schkolnik für tot erklärt.9

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1 Chotyn (ukrainisch und russisch Хотин, rumänisch Hotin; polnisch Chocim) ist eine Kreisstadt in der ukrainischen Oblast Tscherniwzi. Sie liegt am rechten Ufer des Dnister, 69 km nordöstlich von Czernowitz und in der historischen Landschaft des nördlichen Bessarabiensm (https://de.wikipedia.org/wiki/Chotyn)

2 Im Verlauf der Türkenkriege wechselte Chotyn mehrmals den Besitzer, so wurde es 1769 von der russischen Armee, am 20. September 1788 von der kaiserlichen Armee und 1806 wiederum von den Russen erobert. Mit dem Frieden von Bukarest fiel Chotyn 1812 an das Russische Reich (Gouvernement Bessarabien), dem es bis 1918 angehörte. Nach einer kurzfristigen österreichischen Besatzung (8. März bis 10. November 1918) in den letzten Tagen des Ersten Weltkriegs, kam die Stadt, als Teil Bessarabiens, zu Rumänien. Dagegen erhob sich die Bevölkerung vergeblich im Aufstand von Chotyn im Januar 1919. Am 28. Juni 1940 wurde Chotyn sowjetisch besetzt, nach Ausbruch des Russlandfeldzugs wieder rumänisch (1941 bis 4. Mai 1944). Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Stadt an die Ukrainische SSR (heute Ukraine). (https://de.wikipedia.org/wiki/Chotyn)

3 recte/false: Angabe des „eigentlichen“ (recte – „richtigen“ / false – „falschen“) Familiennamens aus Sicht des Rabbinats – in Bezug auf die Anerkennung oder Nichtanerkennung rituell geschlossener vs. staatlich geschlossener Ehen)

4 Landesregierung, Zahl 15/2:

Firma A. Schkolnik & Sohn, betreffend den kommissarischen Verwalter Heliodor R a u t e r. Bestellung durch den Gauwirtschaftsberater am 23. Mai 1938. […]

1. Juni 1938: Ich ersuche dringend, die nötigen Stellen anzuweisen, gegen A. Schkolnik & Sohn einen Haftbefehl zu erlassen. … Das Geschäft dieser polnischen Gauner ist sehr verzweigt und wird es unbedingt notwendig sein, da ein sehr weitverbreitetes Zweiggeschäft am Linzerplatz vorhanden ist, dort den jüdischen Geschäftsleiter Benedikt Storfer zu inhaftieren dortigen Platz einem bedürftigen SA-Kameraden zu übergeben. Es ist dringend geboten, über die Liegenschaften und das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen der beiden Gesellschafter dieser sauberen Firma die Beschlagnahme auszusprechen. Ich erhebe Anklage gegen Wucher, Vermögenshinterziehung und Steuerflucht.“

5 Laut „Arisierungs“-Rückstellungsverhandlung am 22.9.1948: „Der Vertreter der Antragsteller bringt vor, dass Aron Schkolnik für tot erklärt worden ist […].“

Laut Meldezettel Stadtarchiv: gest. 31.12.1939 (mit Wirkung vom 31.12.1939 für tot erklärt)

6 Laut Meldezettel / Grazer Meldeamt: am 28. Juli 1892 (voriger Eintrag: „18. Mai 1892“ durchgestrichen), laut Meldezettel des Stadtarchivs am 18. Mai 1892, laut Yad Vashem-Eintrag: 1897.

7 Hersch: *1890, Chane *1892, Zozia, *1895, Bernhard, *1896, Wolf, *1898, Jakob, der spätere Ehemann von Stieftochter Helene, *1900, Asriel Sigmund, der spätere Ehemann von Stieftochter Margarete *1903, Rosa und Hela, *1905 und Oskar, *1918. Quelle: Viktoria Kumar: In Graz und andernorts, Lebenswege vertriebener Jüdinnen und Juden, Graz: Clio 2013.

8 189 Laut Meldezettel / Grazer Meldeamt: ab 28.5.1926 – 27.7.1938 in der Lagergasse 89/I („beim Gatten“), 29.8.1938 – März 1939 („ohne Gatten“), März 1939 abgemeldet („amtlich“).

9 Laut „Arisierungs“-Rückstellungsverhandlung am 22.9.1948: „Der Vertreter der Antragsteller bringt vor, dass Aron Schkolnik für tot erklärt worden ist […].“

Laut Meldezettel Stadtarchiv: gest. 31.12.1939 (mit Wirkung vom 31.12.1939 für tot erklärt)

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